Der “zerstückelte Körper” kommt bei Foucault in einem frühen Text (“Der utopische Körper”) aus den 60er-Jahren vor, wo er sich affirmativ auf Lacans Spiegelstadium bezieht. [1] Grundlegend ist für ihn jedoch später in den 70er-Jahren von einem Pluralismus (von Kräften) auszugehen (Subjekte werden aus einer Vielfalt von Kräften, Körpern … gebildet). Eine Vielheit wird zu einer fragilen Einheit gebracht.[2] Es gibt aber keine vorausgesetzte Einheit mehr (auch wenn sie als immer schon verloren oder gar nie gegeben angesetzt wird), die noch im Bild des zerstückelten Körpers nachklingt. Ontologisch stehen dabei Nietzsche und Deleuze im Hintergrund.
[1] “Kinder brauchen lange, bis sie wissen, dass sie einen Körper haben. Die ersten Monate und bis ins erste Lebensjahr hinein haben sie einen zerstreuten Körper [corps dispersé], Glieder, Körperhöhlen, Öffnungen. Erst im Spiegelbild ordnet sich all das und nimmt buchstäblich Gestalt an” (Michel Foucault, “Der utopische Körper”, in: ders., Die Heterotopien. Der utopische Körper, Frankfurt/M., Suhrkamp 2005, S. 34).
[2] “[…] sollte man herauszufinden versuchen, wie sich allmählich, schrittweise, tatsächlich und materiell die Subjekte, das Subjekt, auf der Basis der Vielfalt der Körper, Kräfte, Energien, Materien, Wünsche und Gedanken usw. konstituiert haben” (Michel Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France (1975-76), Frankfurt/M., Suhrkamp 2001, S. 43).