Auch wenn Lacan in einzelnen Seminarsitzungen den Bezug dazu nahezu zu verlieren scheint, gibt es laut Moustafa Safouan doch eine Gesamtlinie, auf der sich Lacan in R.S.I. bewegt: Er wolle die Verbindung unter den drei Registern reformulieren, die, neben dem Objekt a, den unbestreitbaren Beitrag Lacans für die Ausarbeitung einer psychoanalytischen Doktrin. Es handelt sich um eine anhaltende Suche nach der Natur und den borromäischen Knoten dieser drei “Konsistenzen”. Diese Suche stützt sich auf andere, ebenso grundlegende Fragen wie jene nach dem Wissen, ob man die Psychoanalyse auf etwas anderes gründen kann als den Ödipuskomplex, hier verstanden von seinem mythischen Aspekt her, d.h. ob man ohne den Vater auskommen kann. Diese Problematik führt notwendigerweise zu einer anderen: eine Vertiefung der Frage des Namens des Vaters und der Benennung.
RSI hat gewissermaßen ein doppeltes Gesicht: wie lassen sich die drei Register zusammenhalten, aber auch: wie lassen sie sich voneinander unterscheiden. Borromäisch gesprochen, geht es um die Frage: Dreierknoten oder Viererknoten (vgl. Safouan 2005, 333, nahezu wörtlich übersetzt von UK).
Lit.: Safouan, Moustapha (2005): Lacaniana: Les séminaires de Jacques Lacan. Tome 2, 1964-1979. Paris: Fayard.
Ich nutze das Ausprobieren des Blogs zu einer Antwort darauf: Genau dann ist der Titel des Seminars ja sehr sprechend: die Häresie. Und das sowohl bezogen auf die (orthodoxen) non-lacanalystes als auch im Sinne des Bruchs, der mit dem Seminar eingeleitet wird (trotz allen Anschlusses an das Nicht-Geschlechterverhältnis aus Seminar XX oder das nicht-tölpelhafte Irren aus Seminar XXI).
Für mich ist unter dem Eindruck des Hinweises von Safouan (eigtl. Daniel Koren), dass es die psa. Praxis ist, um die es Lacan in diesem Seminar (und sonst wohl auch!) geht (vgl. Safoun 2005, 337) zunächst vor allem einmal die gleichsam pragmatische Bedeutung des Schemas vom borromäischen Knoten aus der Sitzung vom 17. 12. 74 sehr sprechend, wie Koren-Safouan es auf S. 341 a. a. O. wiedergeben: Dort wird m. E. klar – und dies insbesondere unter Einrechnung der Frage der Drehrichtung der Knoten -, was sich in der Praxis zeigt, wenn z. B. das Reale ins Imaginäre ragt: die Angst (1), wenn das Symbolische ins Reale ragt: das Symptom (2) bzw. wenn das Imaginäre ins Symbolische ragt: die Hemmung (3). –
Das auch nur mal zum Ausprobieren des Blogs. 🙂
dies auch zum ausprobieren des blogs und wahrscheinlich kennt ihr das eh: lese gerade in paul verhaeghe: “new studies of old villains. a radical reconsideration of the oedipus complex” (2009) über den weg vom vater zur pluralisierung des namens des vaters bis zur relativierung des ödipuskomplexes und dem sinthome. für verhaeghe ist dabei anscheinend auch (bei der relativierung des vaters) seminar XVII wichtig.
und ein zitat: “It is clear that we are a long way from the exclusive siginifier of the Name-of-the-Father. Good-bye pater potestas patris familias” (s. 72).